(bis 1 9 4 7) Nach dem Sendemanuskript "Roll Over Beethoven" Radio Bremen.
VORWORT Das vorliegende Buch beruht auf einer Sendereihe, die unter dem Titel "Roll Over Beethoven - zur Geschichte der populären Musik" von Januar 1 9 7 3 mit längeren Unterbrechungen bis Juni 1 9 7 5 im Hörfunkprogramm von Radio Bremen ausgestrahlt wurde. Einzelne Teile sind auch vom SWF, NDR und WDR gesendet worden. Entstanden ist diese Sendereihe aufgrund der Tatsache, dass wir oft Sendungen über einzelne Musiker, Genres oder Zeitabschnitte gemacht und dabei immer wieder den Mangel eines brauchbaren, nämlich materialistischen Abrisses der Geschichte der populären Musik festgestellt haben. Noch deutlicher und dringlicher zeigte sich uns aber die Notwendigkeit, diesen Mangel zu beheben, in Diskussionen mit (oft politisch organisierten) Jugendlichen und innerhalb (kultur-) politischer Organisationen, die nicht rattenfängerhaft opportunistisch wie der DKP nahestehende Gruppen Pop-Musik als bloßes Transportmittel benutze. Diese Praxis ist Ausdruck einer bürgerlichen und die Bedürfnisse der Massen verachtenden Politik. wie sie beispielhaft Floh de Cologne vertritt: "Jungarbeiter und Lehrlinge interessieren sich kaum für Theater und Kabarett. wohl aber für Musik. Deshalb verwenden wir Popmusik als Transportmittel für unsere politischen Texte" - die dann auch entsprechend sind. Die grundsätzlichen Fragen, um die es in den Diskussionen mit fortschrittlichen jugendlichen. Musikern. Komponisten und Organisationen geht. sind: ist das, was unter dem Etikett Pop-Musik verkauft wird, insgesamt imperialistisch kann man von imperialistischer Massenmusik sprechen worauf beruht die Massenwirksamkeit dieser Musik an welchen Traditionen kann man anknüpfen - und auf welche Weise soll das geschehen, um Musik zu schaffen, die den objektiven wie subjektiven Interessen des Volkes dient? In langen Diskussionen haben wir erkannt, dass einer Lösung dieser Fragen nur entscheidend näher zukommen ist durch eine historische Darstellung, in der die Entwicklung der Musik-Produktion und - Konsumtion und der Musik selbst eingebettet ist - in die Darstellung der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung und der konkreten Lebensweise. Kurz gesagt. bedeutet dies die Anwendung des historischen und dialektischen Materialismus auf die Musikgeschichte. Im vorliegenden Buch ist diese Aufgabe noch keineswegs geleistet. es enthält Mängel und entscheidende Lücken. Diese ergeben sich zum Teil daraus, dass es sich um Manuskripte einer Rundfunksendereihe handelt: so erklären sich gelegentliche Wiederholungen und der Mangel, dass die Chronologie nicht strikt eingehalten werden konnte. Entscheidender aber sind zwei andere Gründe: erstens konnten wir auf brauchbare Vorarbeiten (soweit sie nicht die ernste Musik betreffen) kaum zurückgreifen. und wir merkten erst im Verlaufe der Arbeit. welch immenses Material besorgt und. unter Beachtung seiner Sammlung und Interpretation nach Kriterien und Methoden bürgerlicher Ideologie und Wissenschaft. aufgearbeitet werden musste dieser Einfluss der bürgerlichen Ideologie - auch auf unsere Köpfe - ist im vorliegenden Buch noch nicht völlig gebannt. Hieraus und. zweitens. aus der Tatsache, dass wir aus ökonomischen Gründen nicht in der Lage waren. erst einen vollständigen Abriss der Geschichte der populären Musikfertigzustellen und dann an die Erstellung der einzelnen Sendungen zu gehen, sondern diese Blockweise schreiben mussten. (zuweilen nur wenig Zeit zur Einarbeitung hatten). haben sich auch Gewichtungen ergeben, die in einer gründlicheren Fassung sicher anders aussehen würden: So ist die Entwicklung der euro-amerikanischen Volksmusik bis 1 9 2 0 unzureichend dargestellt. ebenso die Entwicklung in Deutschland. Letztere ausführlicher zu untersuchen. ist aber umso wichtiger. als es hier die in Theorie und Praxis wirksamen Verfälschungen von Seiten der ideologischen Agenten der. Bourgeoisie. besonders in Musik-Wissenschaft und -Industrie. entschieden zu bekämpfen gilt. wir über dem großen (auch kulturellen) Einfluss. des amerikanischen Imperialismus nicht den deutschen vergessen dürfen. Manch andere Lücken und Verkürzungen ergaben sich aufgrund der begrenzten Sendezeit, die uns zur Verfügung stand insgesamt waren es 4 1 Sendungen a´ 4 5 Minuten - ein verschwindend geringer Anteil am Musikprogramm von Radio Bremen, der aber dennoch einige Auseinandersetzungen vor allem mit Aufsichtsgremien hervorrief die Länge der Sendereihe war dabei nicht der entscheidende Grund. Da nicht abzusehen ist. ob und wann wir die Möglichkeit haben, die Sendereihe fortzusetzen. und da die bisherige Veröffentlichung der Skripte - parallel zu den Sendungen - in Loseblattform für viele Interessenten unerschwinglich ist. haben wir uns zu dieser Ausgabe entschlossen. obwohl wir in der historischen Darstellung vorerst da aufhören. wo die meisten deutschsprachigen Bücher zu diesem Thema beginnen und obwohl wir in der vorliegenden Fassung Mängel sehen. Doch zu einer gründlichen Überarbeitung sind wir gegenwärtig nicht in der Lage, halten jedoch die jetzige Fassung als einen ersten Abriss für brauchbar - für brauchbarer jedenfalls als die zahlreichen deutschsprachigen Publikationen zu diesem Thema, die in den letzten Jahren erschienen sind diese - ob von Journalisten. Musik-Wissenschaftlern oder -Pädagogen geschrieben - zeichnet durchweg eins aus: die Verfasser vernachlässigen die historische Entwicklung der Musik, über die sie schreiben und kommen deshalb auch für die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart zu falschen Ergebnissen .