Haul Away (Männerchor)

Emig, Hartmut
Artikelnummer: eres 3535
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Haul Away

Chorbuch Männerchor

26 historische Shanties in Chorsätzen für Männerchor (ein bis zweistimmig).
von Hartmut Emig
Mit Original- und neuen deutschen Texten
von Winfried Dulisch, Manfred Maser und Michael Zachcial.

Kann auch als Liederbuch eingesetzt , sowie von gemischten Chören gesungen werden.


Alle Titel sind auch als EINZELAUSGABEN in Chorstärke lieferbar.

Inhaltsverzeichnis
Abel Brown The Sailor (Abel Brown der Seemann)
Alabama John Cherokee (Alabama John..)   
Bully In The Alley (Bullenheiß in Shantytown)
Can't You Dance The Polka? (Die New York Girls tanzen gerne Polka)
Cape Cod Girls (Butt-Bucht-Deerns)
Clear Away The Track (An die Brassen ran)
Donkey Riding (Reiten auf dem Muli)
Essequibo River (Fahrn wa mit'm Boot)
Greenland Whale Fisheries (Walfang vor Grönland)
Haul Away, Joe! (Haul away, Joe!)
John Kanaka (John Kanaka)
Johnny, Come Down To Hilo (Heut Nacht geht's rund
Jolly Roving Tar (Goodby, auf Wiederseh'n)
Liverpool Judies (Widriger Wind)
Mingulay Boat Song (Heim nach Norderney)
Nova Scotia (Auf den Meeren sind die Sterne fern)
Off To Sea No More (Die letzte Fahrt)
Paddy Works On The Railway  (Schuften auf der Schiene)
Roll The Woodpile Down (Wir laden und wir stau'n)
Rolling Down To Old Maui  (Die Mädchen von Maui)
Santiano (Santiano)
Shawnee Town  (Vater Rhein)
South Australia   (Südaustralien)
The Dreadnaught  (Wir segeln nach Westen)
The Hog-Eye Man  (Schweinsaugen-Bill)
Wild Goose (Wilde Gänse)

ISMN 979-0-2024-3535-9

Vorwort von Hartmut Emig

Shanties waren die Arbeits- und Freizeitlieder der Seeleute auf den Segelschiffen des 19. Jahrhunderts. Die Mannschaften - nicht etwa die Reeder oder Kapitäne - sangen beinahe täglich, um sich ihre schwere Arbeit zu erleichtern. Und sie sangen in ihrer Freizeit im engen Quartier auf dem Vorschiff gegen die Langeweile und die übrigen Strapazen der damaligen Seefahrt an.

Diese Männer konnten verdammt hart schuften. Und viele ihrer Lieder erzählen davon. wie sie anschließend ihre hart verdiente Heuer in wenigen Stunden in einer lausigen Hafenkaschemme verjubelten. Im volltrunkenen Zustand landeten sie dann oft genug als billige Arbeitskräfte auf irgendeinem Schiff mit unbekanntem Ziel. Und in ihren Liedern träumten diese See-Nomaden von der nächsten Sause und nur noch selten von einer Heimat oder gar Familie.

Segelsetzen. Pumpen. Ankerholen - zu diesen und den meisten anderen Arbeiten auf einem Schiff kannten die Seeleute entsprechende Arbeitsgesänge. Überliefert sind vor allem die Shanty-Arten mit kurzen Rufen. es folgt ein kurzer oder längerer Refrain - und ein regelmäßig wiederholtes Wort im Text gilt als Befehl für den gemein-samen "Pull".

Viele dieser kurzen Arbeitslieder bieten zu wenig Stoff für eine Bühnenaufbereitung sie sind daher nur noch von historischem Interesse. Aber es hat sich als reizvoll erwiesen, einige dieser Songs zu einem kleinen "Medley" (Potpourri) zu verbinden.

Bei der Auswahl der hier vorgestellten Lieder haben wir darauf geachtet, dass sie genügend textliche und musikalische Substanz besitzen. Deshalb können die meisten dieser Stücke nun durchaus jeweils für sich allein überzeugen und ein Publikum unterhalten - egal. ob sie a cappella oder mit Instrumental-Begleitung vorgetragen werden.

Shanties sind sicher nichts für zart besaitete Kammermusik-Virtuosen - im Gegenteil. Diese Lieder überzeugen am meisten, wenn sie "wild und ruppig" vorgetragen werden. Aber Vorsicht! Dieses urwüchsig kräftige Singen darf auf keinen Fall verwechselt werden mit Nachlässig- oder gar Falsch-Singen. Denn jeder, der heute Shanties  singt. pflegt eine musikalisch überaus anspruchsvolle Tradition: Die damaligen Seeleute waren es von ihrer heimischen Folklore her gewohnt. sehr anspruchsvoll auch mehrstimmig zu singen.

Für ein "wildes" Feeling sorgten eher die rhythmischen Zwischenrufe und die sängerischen Freiheiten der Shantymen (Vorsänger). Da waren viele künstlerische Freiheiten erlaubt - von jodelartigen Einlagen bis hin zum rhythmischen Stampfen in den Refrains.  Aber die wichtigste Forderung an ein gutes Shanty lautet: Es muss eine richtig gute Story erzählen, in der die Seeleute ihre eigene Erfahrungswelt wieder erkennen. Nur so kann ein Shanty auch uns heutige Sänger zu immer neuen witzigen Improvisationen anregen.

Erfahrene Kapitäne wussten: Ein guter Koch ist schon die halbe Miete für das Gelingen einer Seefahrt. Für die andere Hälfte sorgte der Shantyman. Je besser die Performance eines Shantymans. desto leichter ging die Schwerstarbeit von der Hand. Dabei mussten die Kapitäne und Offiziere und auch das marode Schiff oft als Zielscheibe für Spottgesänge herhalten. Das gefiel dem Käpt'n natürlich nicht und manche Shantytexte wurden auch verboten. Andererseits diente ein gutes Shanty dem Steigern der Arbeitsleistung und so ließ man denn auch manch Kritisches durchgehen.

Die Vorstellung, dass ein Seemann pausenlos bei der Arbeit sang. ist falsch. Denn selbstverständlich konnte man ein großes Segelschiff auch ohne Gesang bewegen - nur mit Kommandos und Rufen. und bei der englischen Kriegsmarine war das Singen bei der Arbeit auf einem Segelschiff vorsichtshalber gleich komplett verboten. Kaum vorstellbar ist es auch, dass die Männer bei einer Kap Hoorn-Umrundung beim Arbeiten mit bloßen Händen in der vereisten und verschneiten Takelage irgendein aufmunterndes Lied anstimmten, wenn es dann aber wieder nach Norden ging, das Schiff wieder auf einem guten Kurs war - dann kam wieder jene gute Stimmung auf. wie Richard Dana sie 1840 in seinem maritimen Klassiker 'Zwei Jahre vor'm Mast ' beschrieb: "Plötzlich hörte man wieder das fröhliche Shanty ?Cheerly Man'".

Der Beruf des Seemanns auf einem historischen Segelschiff gehört zu den härtesten Jobs, die es je gegeben hat. Doch ganz im Gegensatz zu dem unglaublich anspruchslosen Dasein der Seeleute zeugen ihre Lieder immer noch von melodischem Reichtum und der literarischen Kreativität ihrer zumeist anonymen Autoren.

Die meisten Shantys sind verwurzelt in der  irischen und angloamerikanischen Folklore. Aber zur Mannschaft eines Segelschiffs gehörten auch andere Nationalitäten. und so finden sich in den Gesängen der damaligen Seeleute  auch französische. skandinavische und sogar deutsche Einflüsse.

Einen besonderen Akzent setzten die farbigen Seeleute auf den amerikanischen Schiffen. Sie bereicherten die Shanty-Kultur um Gospel-Harmonien und karibische Rhythmen. Aus all diesen und vielen weiteren Zutaten entwickelte sich die bislang einzige Spielart einer globalen Folklore.

In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begannen englische und amerikanische Sammler, die alten Seeleute-Gesänge für uns Nachgeborene aufzubereiten. Die berühmtesten und ergiebigsten Arbeiten zu Thema stammen von Stan Hugill (1906 bis 1992), der noch selber auf den letzten Windjammern gefahren ist. Dort lauschte er jenen alten Seeleuten, die noch zahlreiche Versionen der inzwischen zu Shanty-Klassikern gewordenen Lieder kannten.

Noch ein Tipp für alle Sängerinnen und Sänger, die eines oder mehrere von den hier vorgestellten Shanties einstudieren möchten: Immer mit ordentlich viel Druck und Drive und in flottem Tempo singen! Durch eine "Triolisierung" kann man - vor allem bei den amerikanischen Shanties - außerdem für zusätzlichen Swing und Groove sorgen. Dabei sollen zwei Achtel so behandelt werden wie eine Viertel und eine Achtel als Triole. Denn für Shanty-Gesang gilt die Stilistik der Jazz- und Popmusik dazu gehören Vorausnahmen ("Vorzieher") sowie das Von-unten-Anschleifen mancher Töne.

Ein Vorsänger sollte sich immer an seine ursprüngliche Rolle erinnern: Sein Gesang sollte die übrige Schiffs-besatzung zu Höchstleistungen antreiben und ihnen die Arbeit gleichzeitig so unbeschwert wie möglich machen. Für diese Aufgabe eignen sich am besten Sänger-Typen mit Power in der Stimme und besonders gerne auch mit stimmlichen Ecken und Kanten.

Die hier vorgestellten Notensätze bieten immer das vollständige Lied als Hauptstimme mit Strophe und Refrain im ersten System. Das zweite System enthält die deutsche Übertragung und an den mehrstimmigen Stellen nur die zusätzlichen Stimmen.

Als Vorbild für die Instrumental-Begleitung bietet sich ein englisch-irisches Folk-Ensemble an mit Gitarre, Mandoline, Banjo, Harmonika, Bass und Perkussion. Aber auch die nord-amerikanischen Bluegrass- und Countrysounds harmonieren klanglich und stilistisch gut mit Shanty-Gesang.

Grundsätzlich gilt für jedes Shanty-Projekt: Keine Normen! Keine Dogmen! Wenn es dem Ziel dient. mit dieser Musik ein heutiges Publikum zu unterhalten und gleichzeitig ein wertvolles Stück musikalischer Weltkultur zu erhalten. ist jedes Stilmittel erlaubt und soll ausprobiert werden.

Übrigens: Für einige besonders gekennzeichnete Stücke in unserer Sammlung liegen Instrumental-Arrangements für zwei Melodie-Instrumente (zum Beispiel Flöte oder Violine und Akkordeon). Gitarre und Bass vor,

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